10 Jahre Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der FAU Erlangen-Nürnberg
Allgemeinmedizin an der FAU Erlangen-Nürnberg
Bayerns erster regulärer Lehrstuhl für Allgemeinmedizin ist vor zehn Jahren an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen eingerichtet worden. Zum Jubiläum lud Prof. Dr. Thomas Kühlein, der das Institut für Allgemeinmedizin aufgebaut hat und seitdem als Direktor leitet, am Vorabend des Tages der Allgemeinmedizin zum Symposium in die Orangerie ein.
Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen und Hausärzteverbandes, erzählte in seinem Grußwort, wie sehr man damals in der Politik für den Lehrstuhl hatte kämpfen müssen. „Unser Kollege Dr. Jürgen Binder hat damals beim Schlossgartenfest alle Politikerinnen und Politiker, die auch nur im Entferntesten im Landtag für die Themen Medizin, Hochschule und Finanzen zuständig waren, persönlich angesprochen und um Unterstützung für den Lehrstuhl geworben.“ Gleichzeitig habe der jetzige Ehrenvorsitzende und damalige Landesvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, Dr. Dieter Geis, in vielen politischen Hinterzimmergesprächen für den Lehrstuhl gekämpft, sagte Dr. Beier und wies daraufhin, dass der Lehrstuhl bayernweit Schule gemacht hat: „Prof. Kühlein und sein Team haben die Allgemeinmedizin als wirklich ernstzunehmendes Fach in der Fakultät positioniert und damit Großartiges geleistet.“
Masterplan 2020
„Unerträglich“ sei dagegen, so Dr. Beier, was auf politischer Ebene mit dem Masterplan 2020 und der Änderung der Approbationsordnung passiere – oder besser nicht passiere. „Wir drehen uns seit Jahren im Kreis. Es ist nicht akzeptabel, wie die Politik ,Täglich grüßt das Murmeltier‘ spielt. Eine Gesellschaft sollte sich fragen, ob sie die Studierenden für das ausbilden will, was die Herausforderungen der Zukunft sind. Wenn ja, dann muss der Masterplan 2020 sofort umgesetzt werden. Wenn nicht, dann sollte die Politik so ehrlich sein, und das Projekt jetzt beenden. Dann möchte ich aber auch von keiner Politikerin und von keinem Politiker Klagen über den Mangel an hausärztlichem Nachwuchs hören.“
mit Dr. Markus Beier (li) und Prof. Dr. Thomas Kühlein, Direktor
Institut für Allgemeinmedizin
10 Jahre Lehrstuhl für Allgemeinmedizin
„Der 1. Oktober 2013 war ein Dienstag. Ich meine mich zu erinnern, dass es ein grauer kühler Tag in Erlangen war. Marco Roos, der mit mir aus Heidelberg nach Erlangen gekommen war, und ich trafen uns in den zunächst provisorischen Räumen des Instituts in der Krankenhausstraße 12. Die erste Herausforderung war es, die Hauptvorlesung auszuarbeiten“, blickte Prof. Dr. Thomas Kühlein auf den Start des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin zurück.
Heute, zehn Jahre später, hat Prof. Kühlein beeindruckende Zahlen vorzuweisen. 31 Menschen aus verschiedenen Fachrichtungen arbeiten mittlerweile am Institut. Und die praktische Ausbildung unterstützen 352 Lehrärztinnen und -ärzte in 230 Lehrpraxen. Dass das Institut durchaus ein Karrieresprungbrett sein kann, zeigt die Vita von Dr. Marco Roos, der mittlerweile als Professor den Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Universität in Augsburg leitet. „Er verantwortete die Lehre an unserem Lehrstuhl und leitet auch weiterhin das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern. Er hat unschätzbares für den Lehrstuhl geleistet“, sagte Kühlein über Roos, der wegen einer akuten Erkrankung nicht am Symposium teilnehmen konnte.
„Für den Versorgungsalltag der Patientinnen und Patienten ist die Allgemeinmedizin von zentraler Bedeutung. Die Hausärztin oder der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle bei Beschwerden“, unterstrich Klaus Holetschek noch in seiner Funktion als Staatsminister für Gesundheit und Pflege in einer Videobotschaft die Bedeutung des Lehrstuhls.
Prof. Dr. Ildikó Gágyor, die gemeinsam mit Prof. Dr. Anne Simmenroth das Institut für Allgemeinmedizin in Würzburg leitet, lobte in ihrem Grußwort die gute Zusammenarbeit der Lehrstühle. Außerdem gratulierten zum zehnjährigen Jubiläum der Dekan Medizinische Fakultät der FAU, Prof. Dr. Markus F. Neurath, sowie Prof. Dr. med. Michael Uder, Erster Stellvertreter des Ärztlichen Direktors des Uniklinikums Erlangen.
In seiner Festrede stellte dann Prof. (em.) Dr. Norbert Donner-Banzhoff, der ehemalige Direktor des Allgemeinmedizinischen Institut in Marburg, die rhetorische Frage „Warum braucht eine medizinische Fakultät die Allgemeinmedizin?". Mit vielen Beispielen aus dem Klinikalltag untermauerte Prof. Donner-Banzhoff das, was in vielen Grußworten bereits festgestellt wurde: Nur die Allgemeinmedizin hat immer den ganzen Menschen im Blick und ist somit die Königsdisziplin.
