MFA Proteste Brandenburger Tor                                                                                                                                                                   Foto: VMF

Unter dem Motto „Rote Karte für die Gesundheitspolitik“ hatte der Verband medizinischer Fachberufe (VMF) am Freitag vergangener Woche (09.09.2023) zu einer bundesweiten Protestaktion in Berlin aufgerufen. Rund 2.000 Menschen waren laut Veranstalter dem Aufruf gefolgt und versammelten sich vor dem Brandenburger Tor, um mehr Anerkennung ihrer Leistungen und vor allem eine ausreichende Finanzierung der ambulanten medizinischen und zahnmedizinischen Versorgung einzufordern. Wie breit die Unterstützung für ihre Anliegen war, lässt sich schon aus der langen Rednerliste ablesen mit Vertretenden der Ärzte- und Zahnärzteverbänden, Kammern und weiteren Körperschaften sowie aus der Politik – letztere freilich ausschließlich aus den Reihen der Opposition. Aus Bayern waren die CSU-Politiker Stephan Pilsinger, Emmi Zeulner und Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek angereist.

Forderung nach gesicherte Finanzierung der ambulanten Regelversorgung

Als erste Rednerin attestierte Stephanie Schreiber, 2. Vorsitzende im geschäftsführenden Vorstand des VMF, der Bundesregierung „kontinuierliche Ignoranz“ des ambulanten Bereichs – „ob das die jetzige ist oder die vormalige, das spielt überhaupt keine Rolle, die Ignoranz bleibt durchgehend gleich“, stellte sie fest und forderte: „Bringen sie endlich eine staatliche Gegenfinanzierung unserer Tarifsteigerung analog der Pflege auf den Weg! Bewahren Sie die ambulante Regelversorgung vor einem Kollaps, indem Sie eine gesicherte Finanzierung der ambulanten Regelversorgung ärztlich und zahnärztlich sicherstellen!“
Wie diese aussehen könnte, beschrieb Dr. Markus Beier, der als Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverband stellvertretend für die Hausärztinnen und Hausärzte sprach. „Was wir für alle Praxen da draußen brauchen, ist eine Strukturpauschale, die auch die Qualität der Arbeit in den Teams abbildet, die Inflationsausgleich und auch die Tarifabschlüsse sofort und automatisch berücksichtigt, damit auch die Lohnsteigerungen sofort bei denen, die die Arbeit tun, nämlich bei Ihnen und euch, ankommen.“

Problem der Konkurrenz durch größere Strukturen wie Kliniken und MVZ-Ketten

Neben ausreichender Bezahlung brachte Dr. Beier noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Es braucht eine Förderung von Zukunftsperspektiven, Aufstiegsmöglichkeiten, auch Akademisierungsmöglichkeiten innerhalb der Teams, und das muss dann auch von Politik und Krankenkassen gefördert und gezahlt werden“, forderte er.
Schon im Vorfeld hatte sich der Hausärztinnen- und Hausärzteverband wie auch der Bayerische Hausärzteverband hinter die Protestaktion des VMF gestellt. „Die Forderungen des VMF nach Stärkung der Gesundheitsberufe und zur Fachkräftesicherung teile ich voll und ganz, und hier sehe ich Politik und Kostenträger klar in der Pflicht: Nullrunden bei Honorarverhandlungen, Inflation und steigende Praxiskosten ohne Gegenfinanzierung nehmen uns Vertragsärztinnen und -ärzten den nötigen finanziellen Spielraum beim Gehalt unsere MFA, um herausragende Leistungen entsprechend honorieren und mit größeren Strukturen wie Kliniken und MVZ-Ketten konkurrieren zu können“, hatte Dr. Wolfgang Ritter, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes, am Vortag der Protestveranstaltung in einer Pressemitteilung erklärt.

"Wenn's brennt, muss immer die MFA ran"

Vor dem Brandenburger Tor betonte Dr. Beier noch einmal die Bedeutung der MFA: „In unseren Praxen seid ihr die Manager:innen, die Krisenhilfskräfte, die engsten Vertrauten unserer Patientinnen und Patienten, und wenn‘s brennt, muss immer die MFA ran“, sagte er unter großem Beifall. „Deshalb sag ich hier stellvertretend für alle Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland: Danke, dass es euch gibt. Ohne euch würde es auch unsere Praxen nicht mehr geben.“ Was das für die Gesundheitsversorgung bedeuten würde, fasste er so zusammen: „Ohne MFA gehen die Praxen zugrunde, ohne Praxen geht die ambulante Versorgung vor die Hunde und ohne ambulante Versorgung braucht es gar keine Klinikreform mehr, weil dann das Krankenhaussystem auch kaputt ist – so sieht die Analyse aus.“
Das Schlusswort der Veranstaltung nach vielen weiteren Rednern hatte VMF-Präsidentin Hannelore König, die noch einmal unterstrich: „Die Dramatik ist hoch. Es ist wirklich nicht 5 nach 12, es ist mindestens schon viertel nach 12, und es muss gehandelt werden für die Berufe Medizinische Fachangestellte, Zahnmedizinische Fachangestellte und die Zahntechnikerin.“

„Unsere Arbeitgeber können aktuell keine wettbewerbsfähigen Löhne zahlen“, stellte sie unter anderem heraus. „Damit das ambulante Gesundheitswesen und die Zahntechnik endlich gestärkt wird, müssen wir gemeinsam als Bündnis mit unseren Aktionen weitermachen!“

Videoaufzeichnung der Protestveranstaltung https://www.youtube.com/watch?v=DSC4UPVQ6k4

Themen in HOME ÜBER UNS SERVICE AKTUELL HZV FORTBILDUNG NACHWUCHS STIFTUNG :

Login Mitgliederbereich:

Login Mitgliederbereich

Suche: